Freitag, 9. November 2012

Leseprobe 5

Ausschnitte aus: John Aysa & Alexander Ater: Chaotika - Der erste Miscatonic Hindin Roman; ein Science Fiction Roman.


Kapitel 00

Ein donnerndes Trompeten erschreckte Mischka. Es knirschte, knallte, die Türen klappten zu, die Treppen verschwanden im Rumpf und der Zug setzte sich mit einem Ruck in Bewegung.
Dampf quoll unter den Wagen hervor. Für Augenblicke verbarg sich der Bahnhof hinter einer enorm dichten, blütenweißen Nebelwolke, die so rasch abzog, wie sie gekommen war. Dabei nahm sie den Zug mit sich.
Etwas Neues.
Er und der Fremde waren nicht mehr allein. Auf der anderen Seite der Trasse, am Behelfssteig mit den Laderampen, standen drei Personen über die Länge des Bahnsteigs verteilt. Sie marschierten jetzt auf einen Punkt gegenüber dem Mann im Staubmantel zu.
...
Großartig. Er hatte die Wahl zwischen beschissen, beschissener und total beschissen.
Besser, er sah zu, dass er dezent und gemütlich verschwand, in der Hoffnung, als unwichtig ignoriert zu werden.
»Habt ihr ein Pferd für mich?«, fragte der Unbekannte.
Die drei stutzten, dann kicherte einer von ihnen.
Scheiße.
»Wie es aussieht, haben wir einen Gaul zu wenig«, lachte er. Seine Kumpane fielen in das blöde Gelächter ein. Plumpe, aufgesetzte Belustigung, erzwungen vom Leitbullen, so echt wie Rosenduft beim Kacken. Obwohl ...
Der Mann im Staubmantel schien davon nicht beeindruckt.
»Oh nein«, sagte er. »Ihr habt zwei zu viel.«
Doppelte Scheiße.
Das Lachen hörte schlagartig auf.
Absolute Scheiße.
Die Sache geriet noch beschissener, als der Fremde mit einer scheinbar gemächlichen Bewegung den langen Mantel zurückschob und Mischka den Gürtel mit Holster sah. Den Haken, der das Wams aus dem Weg hielt. Er sah, wie die Hand sich auf den mit Perlmutt beschlagenen Griff der Schusswaffe legte, der Daumen den Verschluss aufflippte und der Neuankömmling die Knarre zog.
Die Waffe war ein mächtiges Teil, ein ihm unbekanntes Modell. Aus dem Augenwinkel sah er, wie die drei Handlanger auseinanderhechteten und gleichfalls ihre Pistolen zogen. Das sah übel aus.
Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, irgendeine Aktion zu setzen. Aber er war nicht in der Lage, viel anderes zu tun als gebannt zu starren, während der Fremde den Abzug des Schießeisens durchzog.
Er war unglaublich schnell.
Die Knarre furzte.
Was soll das, fragte sich Mischka, das antwortende Knallen der gegnerischen Waffen vernehmend. Anstelle einer Erklärung bekam er einen heftigen Schlag in die Rippen, der ihn herumschleuderte und von den Füßen riss.
Verdammter Mist, ich bin getroffen, dachte er. Dann hörte er erneut das verdächtig nach Fürzen klingende Geräusch, ehe er zu müde wurde, irgendetwas zu beachten. Der Schmerz ließ nach, als der Schlaf ihn zu übermannen begann.
In einer Schießerei einzuschlafen ist schwachsinnig, ging es ihm durch den Sinn. Im letzten bewussten Moment stellte sich noch eine bedeutsame Frage.
Welche Pferde?

Kapitel 04

Der Knüppel traf Zack mit brutaler Wucht an der Schädelseite, zertrümmerte ihm das Jochbein, drückte es nach innen, verschob es.
In Folge ploppte ihm der Augapfel aus der Höhle, hing am Nervenstrang die Backe hinunter. Blut und Flüssigkeit flossen aus der Augenhöhle über die Wange. Er versuchte, einen Schrei auszustoßen.
Noch ehe einer der Anwesenden darauf reagieren hätte können, hämmerte der Prügel ein weiteres Mal zu, ließ den Schädel am Hinterkopf splittern. Der Kopf wurde nach vorn gerammt und die Fresse schlug gegen die Tischplatte. Der Getroffene schnellte zurück, der Knüppel kam ein drittes Mal zum Einsatz und drosch dem Mann ins Gesicht.
Zähne zersplitterten, der Kiefer brach und die Nase wurde in einer blutigen Explosion zertrümmert. Zack fiel vom Sessel auf den Boden. Er war kaum mehr bei Sinnen, röchelte und blutete mit schwerem Gehirntrauma. Er zuckte unkontrolliert, beschmutzte sich. Zum Glück bekam er von den Schädelverletzungen nicht viel mit.
Er war außerstande, den gedämpft wahrgenommenen Schmerz zu artikulieren. Die am Hinterkopf geplatzte und gerissene Haut entblößte den weißen Schädelknochen. Zwischen den Splittern lag die Gehirnhaut frei.
Eine Serie von Hieben brach ihm mit unangenehm durch den Raum schallenden Knacklauten Beine und Knie, zermalmte Hüften und Rippen. Die Prügel zerquetschten die Hoden und verursachten innere Verletzungen. Zack verlor unwiderruflich das Bewusstsein.
So blieb ihm das Erlebnis des letzten Schlages, der ihm den Schädel endgültig zertrümmerte und ihn tötete, erspart.
Robert Der Nirosta war nicht im Ansatz außer Atem, als er den Knüppel achtlos auf die Leiche fallen ließ. Er winkte mit einer ungeduldigen Geste einem Lakaien mit Wasserschüssel. Er reinigte die Hände, rückte den Anzug zurecht und richtete die Aufmerksamkeit auf die verbliebenen Anwesenden.
...
Die Männer und Frauen am runden Tisch verharrten in schockiertem Schweigen. Das lauteste Geräusch verursachte das aus den Wunden tropfende Blut, das den teuren Holzboden verunzierte.
...
»Missverständnis, hä? Soviel zu dieser verdammten Scheißfehleinschätzung«, sagte er ruhig und ließ sich auf seinem Platz nieder.
»Hat sonst noch eines von euch Arschlöchern eine fadenscheinige Ausrede, warum was nicht geklappt hat?« Schweigen antwortete ihm. Er nickte zufrieden. Keine Antwort war auch eine Antwort.
Der Lakai legte den gereinigten Knüppel vor ihm auf den Tisch und verschwand lautlos. Ein Teil aus massivem Holz, griffig, poliert und mit Schichten von widerstandsfähigem Lack überzogen. Handarbeit vom Feinsten.
»Damit hätten wir das geklärt. Kann mir jemand schlüssig erklären, was dort draußen in der Provinz schiefgegangen ist? Wer ist verantwortlich und wer hat es verabsäumt, mich rechtzeitig darüber zu informieren? Und, das wäre von Bedeutung, hat einer von euch Pissern eine Idee, wie man dieses Drama rasch beendet?«
Erneut antwortete ihm betretenes Schweigen. Im Augenblick fasste niemand den Mut, ihm eine Antwort zu geben. Der Nirosta deutete ein Kopfschütteln an, verzog den Mund zu einem humorlosen Lächeln.
»Wozu leiste ich mir diesen verdammten Aufsichtsrat, kann mir das jemand erklären? Wofür bezahle ich euch Scheißepisser? Ihr sollt ein Auge auf unsere Geschäfte haben und Ordnung halten, weil ich mich nicht persönlich um jeden Dreck kümmern mag. Das scheint zuviel verlangt, wie es aussieht. Ihr wollt es auf die harte Tour, stimmt das? Habe ich recht? Nun, das könnt ihr haben
Er erhob sich vom Sessel, stützte die Fäuste auf die Tischplatte.
»Ich gehe jetzt eine Runde um diesen Tisch, und wenn ich mich niedersetze, bekomme ich meine Antwort. Andernfalls schlage ich wahllos einem von euch den Schädel ein. Ist das verstanden worden?«
Ohne auf eine Replik zu warten, packte er den Schläger und ging los.
»Ich habe keine Ahnung, wovon die Rede ist«, sagte Mackie genervt.
Der Knüppel sauste ihm mit brutaler Gewalt in den Rücken. Mackie schleuderte nach vorn, knallte gegen die Tischkante und fiel zu Boden, wo er sich erstickt hustend wand.
»Oh Scheiße«, keuchte er. »Verdammt, das tut weh.«
»Dein Nichtwissen interessiert mich einen feuchten Dreck, Mackie. Danach habe ich nicht gefragt. Ich will eine Antwort auf meine Frage. Niemand?«
»Eine dämliche Provinzposse war das«, tönte eine unerwartete Stimme.
Synchron drehten die Anwesenden ihre Köpfe zu der Frau, die durch die Tür geschritten kam.
Elegant, arrogant, mit diabolisch funkelnden Augen. Sie sah großartig, überlegen und bedrohlich aus. Aggressiv.
»Eine Posse?«
»Genau«, bekräftigte Ilsa mit schmalem Lächeln...

Kapitel 11

Das Killerkommando bestand aus vier Männern.
Circe und Mischka hatten sich mit Ordnern voller Tageszeitungen an einem Tisch niedergelassen und blätterten eine Sammelmappe nach der anderen durch. Wonach sie konkret suchten, wussten sie nicht zu sagen.
Sie hofften auf ein Muster, das sie auf die richtige Spur lenken würde. Circe war der Meinung, dass die geballte Konzentration von Wochen und Monaten an Nachrichten Informationen zutage fördern konnte, Zusammenhänge, die sonst untergingen.
Sie waren mitten in ihrer Arbeit, als die Männer in die Bibliothek kamen und sofort auseinanderstrebten. Circe kniff die Augen zusammen und Mischka wirbelte herum, als er ihren Blick sah.
Er erfasste, was los war, hechtete über den Tisch und riss ihn dabei um. Die ersten Kugeln schlugen in das massive Holz, als Circe in Deckung ging.
»Du hast ein bemerkenswertes Talent, dir Feinde zu machen«, fluchte sie.
»Das war mir bisher nicht bekannt

Kapitel 12

Er erlitt beinahe einen Herzinfarkt, als eine eiskalte, makellose Messerklinge seine Eichel berührte. Er keuchte und versuchte sich zu artikulieren, während die Erektion blitzartig zusammenfiel, der Penis dabei das Messer streifte.
Die Klinge war mörderisch scharf. Fast verlor er vor Angst die Kontrolle über die Blase.
Die Furie in Schwarz grinste hämisch.
»Das war unhöflich, nicht wahr? Vielleicht sollte ich mich vorstellen? Oder möchten Sie raten, wer ich bin? Sind Sie so klug
Er hatte die Frau noch nie gesehen, gehofft, sie niemals sehen zu müssen. Es war nicht schwer zu erraten, wer sie war. Es gab nur eine kranke Psychopathin, die sich derart irre Auftritte erlaubte.
»Ihr Name ist Ilsa.«


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