Mittwoch, 30. Januar 2013

The Next Big Thing Blog Hop

"The Next Big Thing Blog Hop" (TNBTBH) ist eine internationale Aktion, bei der Autoren erzählen, an welchem Buch sie gerade arbeiten. Im Rahmen eines Interviews beantworten sie immer dieselben Fragen und veröffentlichen es in ihrem Blog. Die Autoren stellt darüberhinaus die Person vor, die sie zur Teilnahme eingeladen hat und erwähnen die Autoren, die als Nächste die Fragen beantworten werden.


Das Interview führt der Autor mit sich selbst und duzt sich deshalb auch gleich.

Wer hat mich darauf gebracht?

Thomas Knip. Umtriebiger Autor, Illustrator und Verleger, bedeutender Pionier in Sachen Self-Publishing und eBooks und eine der ersten Anlaufstellen für Informationen, wenn man selbst in diese Richtung denkt oder grundlegend informiert werden möchte.

Wie lautet der Arbeitstitel deines Buchs?

Das nächste Buch wird ein John Aysa Roman mit dem Titel Prinzessin. Das ist der endgültige Titel. Im Normalfall ist der erste Titel eines Buches oder einer Erzählung derjenige, der bestehen bleibt. Arbeitstitel mag ich nicht sonderlich, da sie öfter mal die Entwicklung der Geschichte verändern können.

Woher kam die Idee für das Buch?

Letztendlich ist das Cover für die Entwicklung des Buches verantwortlich,weil es aus einer vagen Idee ganz konkret diesen Roman gemacht hat. Das Cover hatte ich nämlich schon vorher. Etwas absurd, aber in diesem Fall war es so.

Unter welches Genre fällt dein Buch?

Postapokalyptische Science Fiction, mit starkem Bezug zu Splatterhorror mit stark überzogener Gewalt und sexuell sehr explizit, um nicht zu sagen pornografisch.

Wie lautet die Ein-Satz-Zusammenfassung deines Buches?

Die Reise zu einem unbekannten Ziel führt She durch eine Welt aus Finsternis, Regen, Dreck, Verwahrlosung, Strahlung, Terror, Kannibalismus und seltsamen Lebewesen.

Welche Schauspieler sollten deine Protagonisten in einer Filmumsetzung spielen?

Ich kann mir schon eine Verfilmung nicht vorstellen, obwohl das natürlich toll wäre. Rhona Mitra vielleicht, weil sie in Doomsday wie ein weiblicher Snake Plissken unterwegs war. Nein, vielleicht doch eher Sasha Grey. Keine Ahnung, Hauptsache, die Darstellerin scheut nicht vor rabiaten Geschichten zurück. Ron Perlman wäre eine Wucht. :-)

Wirst du dein Buch selbst verlegen oder hast du eine Agentur beauftragt?

Prinzessin werde ich selbst verlegen. Ich habe einen Roman bei einem Verlag, der seit einem Jahr auf Publikation wartet und so lange will ich hier nicht warten. Außerdem müsste ich ziemlich sicher Kompromisse eingehen. Verlag oder Selbst, beides hat seine Vor- und Nachteile.

Wie lange hast du gebraucht, um den ersten Entwurf deines Manuskripts zu schreiben?

Ich bin noch dabei, weil ich für ein kurzfristig entstandenes Anthologie-Projekt namens Panik unterbrochen habe - ich steuere eine Story bei. Bisher ergeben die Einzeltage zusammengerechnet knapp vier Wochen, würde ich meinen. Ich schätze, Mitte Februar ist es soweit, um das Manuskript meiner Lektorin zu überreichen. Drei Wochen hinter dem Zeitplan. Ärgerlich, aber so ist es.

Mit welchen anderen Büchern, innerhalb dieses Genres, würdest du dein Buch vergleichen?

Schwer. Von der Tristesse der zerstörten Welt her hätte ich als neueres Buch Marcel Theroux – Weit im Norden genannt, von der Deftigkeit des Inhalts würde ich Edward Lee mit Titeln wie Bighead oder Creekers hernehmen.

Womit noch willst du das Interesse der Leser für dein Buch wecken?

Mit Momenten bizarrer Seltsamkeit, dem Fehlen von funkelnder Eckzahn-Romantik und der Anwesenheit bissiger Gewächse und der potentiellen Möglichkeit, weitere Abenteuer in dieser Welt anzusiedeln.

Möchtest du andere Autoren für das Interview nominieren?

Sehr gern.

Tony Lucifer, Autor derber Literaturkunst und eine der vielen Seiten von Doc Nachtstrom.

Lucas Edel, umtriebiger Autor und treibende Kraft hinter der Edition Anna Perenna.

Andreas Winterer, Autor des saukomischen Scott Bradley, Journalist, Schriftsteller und Mediencoach.




Freitag, 25. Januar 2013

John Scalzi und Wil Wheaton

Ich mag John Scalzi. Redshirts hat mir verdammt gut gefallen -> hier meine Rezension. Es gibt dazu online eine kurze Bonusgeschichte -> hier auf deutsch (zuerst das Buch lesen!) und eine Livelesung von John Scalzi.

Das wahre Vergnügen daran ist die Beteiligung von Wil Wheaton. Wer sich noch an Star Trek The Next Generation erinnert - er war der wenig geliebte Wesley Crusher. Wil Wheaton ist cool. Die Lesung ist, wie man sehen kann, absolut köstlich und durch Wil Wheaton noch überaus mit bissiger Ironie gewürzt.

Viel Vergnügen!


Donnerstag, 17. Januar 2013

Rezensionen und Abwesenheit

Ein kurzer Hinweis auf die zwei letzten Rezensionen:

Edward Lee: Flesh Gothic
Kurz gesagt: steiles Buch, Lee rockt, exzellente Perversionen. Längere Rezension -> hier

Dan Simmons: Eiskalt erwischt
Kurz gesagt: Der 1. Joe Kurtz Thriller, Vollgas in den Wahnsinn. Stirb Langsam in Buchform. Längere Rezension -> hier

Damit verabschiede ich mich über das Wochenende in eine Schreibklausur - ohne die Möglichkeit, auf Internet, TV, Radio, Bücher oder sonstige Zeitdiebe zuzugreifen. Nur schreiben. Ganz konzentriert. Bis dann.

Sonntag, 13. Januar 2013

Wie schreibe ich einen Bestseller

Gar nicht. Das Publikum entscheidet, ob dein Buch ein Bestseller wird oder nicht. Wenn du einen Verlag hast, der dich pushen will, dann kann das wirken. Oder auch nicht. Ich habe Buchhändler gelernt. Ich habe viele Jahre im Buchhandel gearbeitet. Ich habe mehr gescheiterte als erfolgreiche Versuche gesehen, ein Buch zu pushen.

Für ein Sakrileg gibt es zwanzig versenkte Versuche, diesen Erfolg zu wiederholen. Für einen John Grisham gibt es hundert Thrillerautoren, die nach dem zweiten Buch nicht mehr erscheinen, weil sie floppen. Für einen George R. R. Martin gibt es hunderte Autoren, die kommen und gleich wieder gehen. Das Parfüm, Die Vermessung der Welt, derartige Erfolge gibt es nur alle paar Jahre und sie verzerren die Wahrnehmung. Weil sie außergewöhnliche Ausnahmen sind.

Was wir als Leser sehen, ist nur die Spitze eines Eisberges. Allein im deutsche Raum sind derzeit rund eine Million Titel im Verkauf – nur von Verlagen, wohlgemerkt. Self-Publishing ist da gar nicht mitgezählt.

Wie viele Bücher erscheinen jedes Jahr, die zum Bestseller werden? Das lässt sich an den Fingern einer Hand abzählen. Und wie viele dieser Erfolge sind den Lesern auch noch nach etlichen Jahren geläufig? Noch weniger. Jaja, Donna Leon oder der unerträgliche Paolo Coelho. Solche Erfolge sollte man nicht als Beispiele heranziehen. Da spielen zu viele Faktoren mit.

Das fängt beim verrückten Spiel mit den Rechten an (das bei beiden Autoren eine ganz eigene Sache ist) und endet damit, dass der Verlag jedes Jahr mit dem neuen Titel ein Paket mit der Backlist in die Läden drückt. Und wie dann die Remissionsquoten aussehen, ist auch eine andere Geschichte. Zumindest war das bei Band 16 von Donna Leon noch so.

Aber wenn wir das Niveau heben und von Büchern wie Hundert Jahre Einsamkeit oder Der Name der Rose anfangen, wird die Luft schon sehr dünn. Und … äh, worauf wollte ich damit hinaus?

Ah, genau. Also, wenn du dein Buch schreibst, denk nicht daran, ob es eine kommerzielle Idee ist oder nicht. Kommerziell sind die wenigsten Ideen. Das Buch mit den fünfzig Grauschattierungen ist ursprünglich nichts weiter als Fanfiction für den Twilight Wahnsinn gewesen – und Fanfiction ist von Natur aus nicht kommerziell, darf es gar nicht sein. Es hat nur zufällig einen Nerv getroffen, der sich im überaus unsympathischen Begriff des Hausfrauenporno niederschlägt.

Die meisten Ideen sind ausgelutscht und schon x-fach vorhanden. Du bist Autor, verdammt. Schreib die Scheiße, die dir eingefallen ist, schreib sie so gut wie du kannst und hau den Stoff auf den Markt. Zum Thema der Ideen habe ich → hier etwas geschrieben. Ob dein Text ein Bestseller wird oder nicht, entscheidet das Publikum. Das hat nicht viel mit Qualität zu tun. Du triffst den Nerv der Leser oder nicht.

Bestseller? Ist toll, wenn er gelingt. Keine Frage, welcher Autor wünscht sich nicht den Roman, der bei Erscheinen schon eine halbe Million Vorbestellungen hat, während der Verlag zwei Wochen nach Erscheinen die sechste Auflage vorbereitet. Nur verpufft dieser Effekt gewaltig, wenn keine Backlist vorhanden ist, die immer schon gut gegangen ist, oder jetzt einen gewaltigen Push erlebt.

Auch nutzt der Bestseller nichts, wenn ich nicht im Folgejahr den nächsten Titel anbieten kann. Und im Jahr darauf den nächsten, und so weiter. Alle paar Jahre ist zu wenig. Die Ausnahmefälle sind genau das, Ausnahmen, die diese Regel bestätigen.

Mal abgesehen davon, ein Bestseller ist eine überaus kurzlebige Angelegenheit. Wenn im Jänner und Februar der Vertreter die Buchhandlungen bereist, hat er das Verlagsprogramm für die nächsten sechs Monate bei sich. Da sind die geplanten Bestseller mit dabei. Sechs Monate! Im Juni und Juli reist der Vertreter wieder in die Buchhandlungen und hat das Programm für die nächsten sechs Monate dabei. Wieder mit den Bestsellern für das kommende Halbjahr.

Wie entsteht der Bestseller? Der Verlag schaltet massenhaft Werbung. Die Vertreter schildern, wie viel der Verlag für den Autor und das Buch tut, wie viel Geld in die Werbung gesteckt wird, wie sehr alle Leute im Verlag von dem Buch begeistert sind, was für ein Ausnahmetitel das ist und wie hoch die Auflage sein wird und welch tolle Konditionen es für das Buch gibt, wenn der Buchhändler mindestens eine halbe Palette von dem Titel nimmt, selbstverständlich mit Remissionsrecht und Dekomaterial ohne Ende.

Und für die große, große Kette gibt es finanzielle Unterstützung, wenn das Buch im besten Regal landet. Tja. Über die große, große Kette und all die Dinge, die sie horrend falsch macht, um damit ihren Niedergang einzuleiten, könnte man sehr viel und sehr ausführlich schreiben. Will ich aber nicht – jetzt zumindest.

Was macht der Buchhändler? Er nimmt die halbe Palette, vielleicht sogar eine ganze Palette. Es könnte ja sein, das Buch wird wirklich ein Renner und den nicht auf Lager zu haben, das geht gar nicht. Der Berg Bücher wird prominent im Schaufenster ausgestellt, bei der Kassa, am besten Verkaufsplatz, überall.

Nun gut. Das Buch ist in jeder Buchhandlung zu sehen und so wird dem Titel Wichtigkeit beigemessen (noch ist Offline für die Millionenseller einen Tick wichtiger als Online). Haben die Beteiligten Glück, funktioniert das Spiel und das Buch verkauft sich tatsächlich gut. Wenn nicht, hat der Verlag einen mittelprächtigen Abschreibposten.

Was also macht der Buchhändler, wenn der Vertreter nach sechs Monaten wieder kommt und der Bestseller des Halbjahres gefloppt ist? Er schickt alles zurück. Die ganzen gepushten Bücher. Den Spitzentitel, und die begleitenden Werke. Was behält er? Die soliden Verkäufe. Das sind die Titel, die weder gepusht worden sind, noch totale Sitzenbleiber, sondern kontinuierlich ihren Abnehmer finden, ganz von allein. Bücher, die sich die Kunden alleine finden, Bücher die keine Arbeit machen.

Buchhändler und Verlage brauchen Bücher, die sich drehen, heißt, die eine gewisse Anzahl von Verkäufen im Jahr schaffen, um im Sortiment zu bleiben. Bei weniger Verkäufen muss das Buch raus, weil es wertvollen Platz in Anspruch nimmt, aber nicht genug Geld macht. Buchhandel ist ein Geschäft, in dem es um Geld geht und wenn die Manager in den Verlagen und Ketten aus dem Drogeriehandel oder sonstwoher kommen und einen Scheiß über Bücher wissen, weil sie auch Schrauben verkaufen könnten, weil Bücher sie nur als statistische Umsatzwerte kümmern, dann … nun.

Die Bücher, die sich mehrere Jahre solide genug verkauft haben, um im Druck und Sortiment zu bleiben, kommen unterm Strich auf durchaus beeindruckende Zahlen. Vielleicht nicht auf so massive Zahlen wie der gepushte Bestseller, der im Jahr seines Erscheinens eine Million verkauft. Aber der Millionenseller wird ein paar Jahre später zur stinknormalen Backlist oder gar zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft sein, den man, wenn überhaupt, nur dann wieder auf Lager nimmt, wenn der Autor ein neues Buch rauswirft und die ganze Verwertungskette versucht, diesen Erfolg zu wiederholen.

Der Backlist Titel hingegen geht und geht und der Autor bringt ein neues Buch raus und all die Leser, die jahrelang die Backlist erworben haben, nehmen dann auch das neue Buch mit und wenn es ältere Titel gibt, dann werden die auch verlangt und landen dank der Nachfrage im Regal. Damit schleppen die Dauerbrenner auch ältere Titel mit, die durchaus wieder im Verkauf zulegen können – kontinuierlich, das ist das Zauberwort.

Mit Büchern Erfolg zu haben ist in der Regel ein Marathonrennen, kein Sprint.

Bücher, die von Lesern an Leser empfohlen werden, verkaufen sich kontinuierlich. Das sind nicht unbedingt die Titel, die von den Medien suggeriert werden. Nicht die Titel, die sich die Verlage wünschen. Es sind jene Titel, die den Lesern unterm Strich am Besten gefallen. Die Titel, über die sich die Leute in Lesezirkeln und Foren austauschen, die Bücher, die dort empfohlen werden. Oder in der Verwandtschaft, im Freundeskreis, in Schulen, Büros, wo auch immer.

So kommen vor allem jene Autoren zum Zug, die nicht nur einen Bestseller haben, sondern mehrere Titel anbieten können. Sei es ein Zyklus, seien es unabhängige Romane, das ist schon fast sekundär. Wenn der Autor - reell oder virtuell – ein ganzes Regal voll hat mit Titeln, die er präsentieren kann, dann hat er gewonnen.

Irgendeines seiner Bücher wird immer empfohlen, irgendeines wird immer gekauft und irgendwer findet immer genügend Gefallen an dem Werk, um gleich einen oder mehrere andere Titel dieses Autors zu erwerben – der Mensch ist nun einmal ein Gewohnheitstier. Deshalb gibt es vor allem bei der Fantasy derart viele Zyklen.

Ob in der Buchhandlung oder im Onlineshop, je mehr Platz du im Regal beanspruchst, umso mehr werden dich die Leser wahrnehmen. Ein unbekannter Autor mit zwei, drei Titeln wird wohl kaum den Zuspruch finden, den der gleich unbekannte Autor bekommt, der jedoch zehn Titel anbieten kann. Allein das Angebot suggeriert dass er erfolgreicher ist.

Dann kommt ein typisches Klischee und Vorurteil zum Tragen: Mehr Titel im Angebot, damit muss er wohl besser sein, also den muss man ausprobieren. Wenn das klappt, verkauft man ein Buch mehr. Und das wiederholt sich, wieder und wieder und wieder.

Genau diese Autoren, führt der Buchhändler stets im Regal. Die Autoren, der sich von selbst verkaufen, ohne dass man irgendwas dafür tun muss. Deren Titel wiegen unterm Strich mehr in der Kassa als der Bestseller, der im nächsten Jahr weg vom Fenster ist.

Alle lieben Bestseller, besonders wir Autoren. Wir bekommen einen lächerlichen Vorschuss – wenn wir beim einem Verlag publizieren (ich habe u.a. seit einem Jahr einen Roman bei einem Verlag liegen, der nach etlichem hin und her im Frühjahr 2013 erscheinen soll – die Wirrnisse zu diesem Buch wären eine eigene Geschichte wert), und wir bekommen eine lächerliche prozentuelle Beteiligung am Verkauf, beim eBook mehr als bei Print.

Ein Bestseller spült Geld in die Kassen und wir können für den nächsten Titel einen höheren Vorschuss verlangen, eine höhere Beteiligung. Hurra, wir verdienen Geld, endlich. Wir haben allerdings auch ein enormes Risiko zu tragen, denn wenn das nächste Buch nicht so gut klappt, dann sind wir entweder sofort weg vom Fenster oder das übernächste Buch stellt die letzte Chance dar.

Hilft mir ein Bestseller in meinem Genre? Klar, weil der Buchhändler dann ähnliche Titel empfehlen kann. Fast jeder Bestseller hilft einer mehr oder weniger großen Gruppe anderer Bücher auf die Sprünge. Wie ich oben schon geschrieben habe – der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Gefällt ihm ein Buch gut, will er etwas Ähnliches nochmal lesen.

Will ich einen Bestseller haben? Ja, klar. Aber ich hätte vorher gerne ein paar Titel auf dem Markt. Ob sie jetzt gehen oder nicht, das ist beinahe egal. Der Bestseller pusht sie und damit habe ich eine gut gehende Backlist auf der ich aufbauen und mir ein Publikum sichern kann.

Funktioniert das online auch so? Klar. Ist dasselbe Prinzip, mit ein paar Abweichungen. Dort funktioniert diese Show über das »Kunden, die dieses Buch gekauft haben, haben auch ...« System. Und über die Kundenbewertungen. Das ist im Grunde nichts anderes. Es ist eine, sagen wir mal, technisch bedingte Variation des klassischen Systems, mehr nicht.

Kann ich Backlist und treue Leser auch ohne Bestseller gewinnen? Selbstverständlich, keine Frage. Die meisten Autoren, die sich über Jahre im Geschäft halten, haben auf diese Weise ihre Leser gefunden. Was haben sie gemacht? Sie haben geschrieben. Geschrieben, geschrieben, geschrieben. Sie haben sich mit jedem Buch verbessert, und sie haben viele Bücher geschrieben. Sie haben das getan, was Autoren vorrangig tun müssen, um abseits der Bestsellerlisten zu bestehen. Sie haben sich ihren Regalmeter gesichert.

Wie schreibe ich einen Bestseller? Gar nicht. Ich schreibe ein Buch, so gut ich es kann. Ich publiziere es, wobei es scheißegal ist, ob als eBook oder im Print oder beides. Beides ist der Idealfall, aber egal. Habe ich einen Verlag hinter mir, geht vieles einfacher, vieles jedoch nicht.

Mein Roman, der beim Verlag liegt, ist als Trilogie konzipiert. In der Zeit, die es dort liegt und auf Publikation wartet, hätte ich schon den zweiten Band schreiben können. Ich bin vertraglich verpflichtet gewesen, ein weiteres Buch zu denselben Kondition anzubieten. Das habe ich getan. Aufgrund der bizarren Umstände des Projekts und weil es naturgemäß keine Verkaufszahlen zum ersten Buch gab, hat der Verlag den zweiten Band abgelehnt, was in diesem Fall nicht sehr schmerzt, weil ich letztendlich dadurch nur gewinnen kann. Und ich bekomme die Rechte am ersten Band in absehbarer Zeit zurück.

Was ich damit sagen will, so viel einfacher wird die Sache mit einem Verlag nicht zwangsläufig, obwohl ich auch durchaus positive Erfahrungen mit Verlagen gemacht habe. Hast du keinen Verlag hinter dir, läuft die Sache auch nicht so viel anders. Du schreibst dir die Finger wund und publizierst. Ein eBook rauszubringen ist inzwischen relativ einfach, Print ist etwas tückischer. Aber du schreibst. Du verdienst damit herzlich wenig Geld, aber du schreibst. Marathonlauf!

Du schreibst, besetzt Regalmeter in den Online-Shops und schreibst. Du hast eine Website, einen Blog, bist bei Facebook und Google+, vielleicht noch bei Twitter und du tauchst gelegentlich in dem einen oder anderen Forum auf, das sich mit Büchern beschäftigt, wie du sie schreibst. Genau das machst du als Independent Autor. Du postest lustiges Zeug, tiefgründige Sachen, was auch immer zu dem Image passt, das du transportieren willst, wie auch immer du dich darstellen möchtest.

Du streust immer wieder Hinweise auf deine Bücher ein, postest hier eine Link, da eine Leseprobe, verkündest den Fortschritt beim Entstehen deines neuen Buches und so weiter. Was dir alles einfällt. Du wirst mit Infos über deine Werke nicht spammen. Das ist tödlich.

Wenn ich von mir ausgehe, ich entfreunde Leute, die nichts anderes tun als täglich mehrmals auf ihre Bücher hinzuweisen. Ich gebe ein Gefällt mir oder ein Plus, wenn mir etwas gefällt, manchmal kommentiere ich. Ich poste allerlei Dinge, von Texten wie diesen bis zu YouTube Videos bis zu blöden Sprüchen, die zu mir und dem Image passen, das ich von mir sehen will.

Wenn alles gut zusammenspielt, baue ich so eine Leserschaft auf. Langsam, geduldig. Die Sache dauert ein paar Jahre und benötigt viele, viele Bücher. Ein Brotjob ist in dieser Zeit unerlässlich. So oder ähnlich läuft das als Independent Autor.

Und wie sieht es als Verlagsautor aus? Überraschung – genau gleich! Bist du ein Bestsellerautor wie Andreas Eschbach, kannst du deine PR-Aktivitäten etwas einschränken. Eschbach beschränkt sich auf Google+ und postet vorwiegend zu politischen, gesellschaftlichen oder technischen Themen. Er hat eine riesige Gemeinde von Leuten, die seinen Postings folgen, bei Google+ eine beachtliche Leistung. Google+ ist ungleich höher im Niveau als Facebook, aber schwerer zu knacken.

Sieh dir mal an, was SF Autor John Scalzi macht. Sein Blog ist einer der erfolgreichsten Autorenauftritte überhaupt. Er ist ein Meister der Selbstdarstellung – der genialen, überaus sympathischen Selbstdarstellung. Er ist ein Verlagsautor, der unglaublich viel PR für sich selbst macht. Wenn man einen Lehrgang für Online-Werbung für sich selbst besuchen wollte – John Scalzi ist der perfekte Lehrer.

Abgeschweift, sorry. Zurück zum Bestseller. Zu sagen, ich will nicht mit meinem ersten Buch einen Bestseller landen, ist verrückt. Wenn du die Disziplin und die Fähigkeit hast, in schneller Folge, also jährlich, ein Buch im selben Umfang, auf dem selben Niveau zu schreiben, dann gratuliere.

Bestseller sind Sprints. Sie dauern durchschnittlich sechs Monate, dann ist das Spiel gelaufen. Sprint folgt auf Sprint. Longseller sind Marathonläufe. Das ist keine aufregende Angelegenheit, aber du bist wirklich lang im Rennen und am Ende ist deine Leistung größer als die des Sprinters.

Du kannst keinen Bestseller schreiben. Ein Bestseller passiert. Du schreibst ein Buch, so gut du es kannst. Du bewirbst das Buch, so gut du es kannst. Du kümmerst dich darum, gleich das nächste Buch in Angriff zu nehmen. Wieder und wieder. Bis du deinen Regalmeter gefüllt hast. Und wenn dir das gelungen ist, nimmst du den nächsten Regalmeter in Angriff.

Alle sechs Monate kommt der Vertreter in die Buchhandlungen und präsentiert das Programm des nächsten halben Jahres, darunter die Bestseller der nächsten Saison. Kümmere dich nicht darum. Du hast einen Marathon zu absolvieren. Schreibe.

Sonntag, 6. Januar 2013

Der Hobbit - eine Filmrezension

Gesehen in englischer Originalfassung, in HFR, in 3D. Also die volle Dröhnung.

HFR - wem dieser Begriff noch nicht geläufig ist, ist das Kürzel für High Frame Rate und eine technische Angelegenheit: Die Bildwiederholfrequenz (was für ein Wort!) bei Filmen, also das Tempo des Abspielens, beträgt als Standard 24 Bilder pro Sekunde (24 fps). HFR bedeutet höheres Tempo.

Der Hobbit ist der erste Film überhaupt, der auf diese Art gedreht wurde und ins Kino gekommen ist. Vorteil der neuen Technik sind eine höhere Bildschärfe und weniger Bewegungsunschärfe (motion blur). Nachteil ist der Verlust des "klassischen Filmlook", da die Bilder klarer und schärfer (Soap-Opera-Optik) sind. Jackson hat als Frequenz 48 fps gewählt, also verdoppelt.

-- Meine Eindrücke bezüglich HFR: Diese viel kritisierte neue Optik für einen Kinofilm ist nur bedingt ein Thema. Der Effekt macht sich vielleicht eine, zwei Minuten bemerkbar, dann ist er vergessen, weil man in einem farbenprächtigen Rausch wunderschöner Bilder versinkt, die mit phantastischen Details aufwarten können. Besonders bei Nahaufnahmen ist der Grad der Details immer wieder beeindruckend.

-- Meine Eindrücke bezüglich 3D: Meisterhaft und sehr dezent in Szene gesetzt, ähnlich wie bei Avatar. Jackson hat darauf verzeichtet, Dinge in Richtung Kamera zu werfen und damit ins Publikum (meistens), sondern hat sehr oft die Tiefe der Bilder erhöht. Der Film würde auch ohne 3D umwerfend aussehen, aber es ist ein überaus netter Bonus.

-- Meine Eindrücke allgemein: Ich sehe eigentlich keinen Grund, sich darüber zu beschweren. Mag die erste Hälfte des Films etwas langatmig sein, so geht es dann in der zweiten Hälfte permanent rund. Der Film gewinnt an Tempo und das perfektes Zusammenspiel zwischen den Bildern und dem kongenialen Soundtrack von Howard Shore packen und lassen nicht mehr los. Jackson greift zwar hin und wieder in den theatralischen Kitschtopf, aber das sei ihm im Rausch der Inszenierung verziehen.

Er bewegt wie gewohnt die Kamera mit hoher Geschwindigkeit und Eleganz durch die Kulissen. Was am Computer entstanden ist und was vor Ort gefilmt, ist so gut wie nicht mehr zu unterscheiden. Selbst wenn ich weiß, diese und jene Szene MUSS am Computer entstanden sein, erkennbar ist es kaum. Der Auftritt von Galadriel ist atemberaubend inszeniert - aber ja, Cate Blanchett ist sowieso atemberaubend. Martin Freeman ist ein großartiger Bilbo, generell ist das Ensemble ausgezeichnet. Hut ab, perfektes Casting.

Der Hobbit ist ein sehr, sehr guter Fantasyfilm mit Momenten von bizarrem und gelegentlich kindischen Humor und jeder Menge Action, gewaltigen Schlachten, ruhigen Augenblicken und einem grandiosen Andy Serkis als Gollum (in diesen Szenen zeigt das HFR, was es an Detailreichtum liefern kann).

Ob Jackson sich jetzt werkgetreu an die Vorlage von Tolkien gehalten oder daran herumgewerkt hat, ist mir persönlich herzlich egal. Film ist Film, Buch ist Buch. Ich erwarte von Jackson Opulenz und Bombast und genau das liefert der Mann hier ab. Puritanismus zu fordern oder zu erwarten ist da absolut verkehrt.

Ich mag diese Verbissenheit, mit der Tolkien zeitweise gegen irgendwelche Adaptionen oder Kritik verteidigt wird, überhaupt nicht. Die Bücher sind Klassiker und sie waren genreprägend, aber es handelt sich "nur" um Romane, zu denen jeder Leser eigene Bilder im Kopf hat - und Peter Jackson hat sich eben seinen Teil dazu gedacht und in Bilder umgesetzt. Wem diese Interpretation zu wenig puristisch ist, der kann sich im Vergleich die auf youtube zu bewundernde russische Verfilmung des Hobbit von 1985 ansehen.

Peter Jacksons Hobbit Film ist schlicht ein phantastischer Bombast. Kann man mögen, muss niemand mögen. Mir hat der Film jedenfalls großartig gefallen. Die Vergleiche mit der Herr der Ringe Trilogie sind in meinen Augen unsinnig, schon allein wegen der Unterschiede im Ton der literarischen Vorlagen.

HFR ist eine tolle Sache, ob es sich durchsetzt, wird sich weisen. James Cameron möchte die kommenden Avatar Filme so drehen - bei ihm ist derzeit von sogar noch höherer Bildrate die Rede. HFR wird sicher nicht bei jedem Film Sinn machen, aber Spektakel wie Der Hobbit oder die Avatar Filme sind sicher gute Spielwiesen für diese Technik.

Mein Eindruck bei der gestrigen Vorstellung jedenfalls (nahezu ausverkauft) war der, dass es dem Publikum herzlich egal ist, ob der Film jetzt den "Filmlook" hat oder nicht. Die Leute sind mit dem Film mitgegangen und hatten ihren Spaß daran - wir reden vom Publikum einer 20:15 Uhr Vorstellung und einem 170 Minuten langen Film.

Ich bin jedenfalls glücklich mit dem, was ich gesehen habe und freue mich auf die zwei nachfolgenden Filme.

Rezensionen und Kurzorientierung

Zwei Bücher:

Graham Masterton: Irre Seelen; ein hervorragender Haunted House Roman. Brutal, spannend, stimmungsvoll. Längere Rezension -> hier.

Andrej Djakow: Die Reise in die Dunkelheit; ein Metro 2033 Roman, direkte Fortsetzung von Die Reise ins Licht. Ganz gut, ein paar Schwächen. Längere Rezension -> hier.

Da leider nichtmal der Heyne Verlag auf seinen eigenen Seiten in der Lage bzw. willens zu sein scheint, eine Aufstellung der Romane aus dem Metro 2033 Universum zu machen, hier ein kurzer Überblick über die bisher auf Deutsch erschienenen Titel.
Die Qualität der einzelnen Bücher ist durchaus unterschiedlich. Ungeschlagen diesbezüglich sind bisher die beiden Romane von Glukhovsky:

-- Dmitry Glukhovsky: Metro 2033 -> Rezension
Mit dem Erfolg dieses Romans hat die ganze Sache angefangen.

-- Dmitry Glukhovsky: Metro 2034 -> Rezension 
eine mehr oder weniger direkte Fortsetzung und fällt als einziges Buch - soweit sich das sagen lässt, durch das Jahr aus dem Rahmen. Allerdings spielt das kaum eine Rolle.

-- Andrej Djakow: Die Reise ins Licht -> Rezension
Der erste Roman einer Duologie.

-- Sergej Kusnezow: Das marmorne Paradies -> Rezension

-- Schimon Wrotschek: Piter -> Rezension

-- Andrej Djakow: Die Reise in die Dunkelheit -> Rezension
Der zweite Roman der Duologie. Hat sich alle Möglichkeiten offen gelassen, einen dritten Band anzufügen. Mal sehen.

-- Sergej Antonow: Im Tunnel (ab 02/2013)

-- Tullio Avoledo: Die Wurzeln des Himmels  (ab 06/2013)
Ein italienischer Metro-Roman, angesiedelt in Rom. Es gibt inzwischen auch einen britischen Metro-Roman.


Freitag, 4. Januar 2013

Gewinnspiel bei Thurner

Michael Marcus Thurner, Autor zahlloser Romane für das Perry Rhodan Universum, für Das Haus Zamis, Maddrax, etc., sowie der von mir hoch geschätzten Romane Turils Reise und Plasmawelt, hat auf seiner Site einen Wettbewerb ausgelobt, der noch bis zum 6. Jänner läuft - gesucht wird der Sexiest Author of the Universes. 

Nähere Infos finden sich hier., die Kandidatenliste mit Fotos gibt es hier (Der Navi-Link führt auch noch zu mehreren "Specials"). 

Als Preis gibt es entweder die beiden Romane wirklich coolen Romane von Thurner (echt empfehlenswerte Space Operas, ehrlich) oder eine Nebenrolle in einem kommenden Perry Rhodan Roman zu gewinnen.

Viel Glück!


Evil Dead Remake Full Trailer

Na, das nenne ich einen Trailer ... wow!


Schaut verdammt gut aus. Von Sam Raimi, Bruce Campbell und Robert Tapert produziert. Guter Vorwand, das Original mal wieder anzuschauen :-)

Dienstag, 1. Januar 2013

Was tun mit Ideen

Notizen machen. Total wichtig, sogar überaus wichtig. Jeden Tag drängt die eine oder andere Idee ins Bewußtsein, und wenn man sie nicht notiert, ist sie trotz aller Vorhaben so schnell wieder verschwunden, dass man sich manchmal nicht einmal daran erinnern kann, sie gehabt zu haben. Aber die Idee war da.

Vielleicht war sie lächerlich, dämlich, genial, brauchbar, totaler Bockmist, was auch immer. Aber sie war da und sie hat es verdient, notiert zu werden. Denn das Schöne an Ideen ist, wenn man ein Reservoir davon hat, kann man darangehen, sie auf Brauchbarkeit zu durchforsten oder sie auszumisten. Man kann hergehen, sie nehmen und verändern, bis sich daraus eine brauchbare Geschichte formen lässt.

Ideen haben die Konsistenz von Träumen. Sie sind flüchtig. Sie sind bizarr, surreal und können die gesamte Bandbreite von Emotionen ansprechen. Und sie kosten nichts. Ideen gibt es für lau in unbegrenzter Stückzahl. Die Menge sagt natürlich nichts über die Qualität aus, aber je mehr Ideen, umso wahrscheinlicher, dass sich Stoff für einen Roman darin befindet. Man muss nur suchen.

Das ist auch einer der Gründe, warum so gut wie alle professionellen Autoren ablehnend verhalten, wenn jemand auf sie zukommt und ihnen eine Idee unterbreiten will. Jeder Profi hat seine eigene Sammlung von Ideen – meist mehr, als er auf Jahre hinaus braucht. Er ist nicht darauf angewiesen, dass ihm jemand Gedanken anbietet. Es ist auch einer der Gründe, warum Autoren im Normalfall davor zurückscheuen wie der Teufel vor Weihwasser, das Manuskript eines anderen Schreibers zu lesen und zu bewerten. Wenn ähnliche Ideen darin vorkommen wie in den eigenen Texten, wird es problematisch.

Weil wir Menschen uns in immer gierigere und neidigere Arschlöcher verwandeln, wird alles patentiert, gesichert, wird jeder und alles für alles und nichts geklagt und vor Gericht gezerrt, um wie eine Zitrone ausgepresst zu werden. Welcher Autor will das schon riskieren – und soll sich wirklich ein Profi auf eine mündliche Zusage von jemand anderem verlassen? Ha ha ha, guter Witz, selten so gelacht.

Nein, Ideen haben alle Autoren und Schriftsteller. So. Abgeschweift. Was also soll der Nachwuchsautor machen? Ganz einfach, er führt zu jeder Zeit des Tages ein Notizbuch mit sich und schreibt sofort drauflos, wenn er eine Idee hat. Es ist, wie oben gesagt, vollkommen egal, ob die Idee haarsträubend oder nobelpreisverdächtig ist. Es ist eine Idee. Man nimmt sie, begutachtet sie auf eine brauchbare Geschichte, schleift, formt, bearbeitet sie, bis ein solides Gerüst für eine Geschichte geformt ist. Oder man schmeißt sie in den Müll.

Wenn ich einen groben Überschlag vornehmen müsste, wie viele Ideen ich für Romane und Geschichten habe, dann würde ich schätzen, ich habe genug Stoff um mich bis zum Jahr 2020 versorgt zu wissen, selbst wenn ich ab heute keine einzige Idee mehr habe. Stephen King hat einmal erwähnt (ist schon ein paar Jahre her und ich kann leider absolut nicht mehr sagen, ob es in einem seiner Sachbücher, in einem Interview oder sonstwo war), dass, wenn er heute stürbe, noch einige Jahre lang Stephen King Romane erscheinen könnten, die auf seinen Ideen beruhen. Und wie man sehr deutlich im Fall von King sieht, sind einige Ideen absolut haarsträubend – und daraus entstanden geniale Erzählungen und Romane.

In welcher Form man die Ideen zu Papier bringt, ist eigentlich egal. Ein Notizbuch, ein Collegeblock, ein Tablet, was auch immer. Ich würde von losen Zetteln abraten, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich würde hingegen vorschlagen, die Ideen handschriftlich festzuhalten. Beim Schreiben – selbst wenn man eine derartige Sauklaue wie ich hat, dass man seine eigene Schrift nur mit Mühe lesen kann – fallen oft noch Ergänzungen und Erweiterungen dazu ein, die man wunderbar in Stichworten einfügen und dranhängen kann.

Ideen sind die Grundvoraussetzung für originelle, eigenständige Texte. Natürlich erfindet kaum jemand das Rad mit einer Idee neu, aber man kreiert dabei eigene Variationen und das macht die Hauptsache aus. Man erweitert, schreibt um, ergänzt, verändert, mutiert die Idee und die draus entstehenden Texte, bis die Sache sitzt.

Was sagst du? Deine Idee gibt es schon? Na und? Schon mal versucht zu ergründen, wie viele Zombie-Romane es gibt? Wie viele Vampir-Romane? Es ist scheißegal. Schreib deine Zombie-Idee nieder. Wenn dir irgendwann ein Dreh einfällt, der originell ist, dann mach daraus eine Geschichte. Du kannst davon ausgehen, dass jede Idee, die du hast, in der einen oder anderen Form schon irgendwann von irgendwem verarbeitet wurde. Und trotzdem lesen wir seit Jahrzehnten Geschichten von Zombies und Vampiren – oder wir schauen uns entsprechende Serien und Filme an. Scheiß drauf. Schreib deine Ideen auf.

Oh, und behalte deine Ideen für dich. Ich weiß, es ist schwer, nicht von der genialen Idee zu erzählen, die man gerade zu einem Roman verarbeitet, der ein Millionenseller wird, nicht wahr? Vor allem als Indie-Autor. Da muss man doch Werbung für sich und seine Texte machen. Eine Andeutung auf FB, ein Kommentar auf G+, ein Tweet, ein Blogeintrag – man muss der Welt zeigen, welch großartige Ideen man hat und welch tolle Bücher man schreibt.

Natürlich ist es wichtig, überall dort präsent zu sein, solange man nicht Jack Kilborn alias Joe Konrath ist und mehrere tausend eBooks im Monat verkauft, obwohl man auf all diese Präsenzen verzichtet … weil man auf folgendes draufgekommen ist: Nimm deine verdammten Ideen und verarbeite sie. Schnell. Zügig, Ordentlich. So gut es geht. Posaune nicht herum, sondern arbeite. Wenn man schnell genug ist, kann man beides machen – oder man nimmt noch mehr seiner Ideen und verarbeitet auch diese und …

So, wieder abgeschweift. Also, eigentlich geht es um eine ganz einfache Sache: Notiere selbst die dümmste Storyidee, daraus kann sich ein gutes Buch entwickeln. Notiere alles, was dir an Gedanken für eine Geschichte in den Sinn kommen könnte. Schreib es nieder, tippe es in den Laptop, aber notiere deine Idee! Sonst ist sie weg.

Autoren sammeln Ideen. Lebe dein Schreiben, und halte Ideen fest, bis sie verwendet oder verworfen sind.


Und jetzt nimm dein Notizbuch. Oder gehe eines kaufen.