Dienstag, 20. November 2012

Film: Wolkenatlas

In gewisser Weise macht der Wolkenatlas als Film, rein für mich gesprochen, keinen Sinn. Ich kenne das Buch nicht, kann den Roman deshalb nicht beurteilen. Der Film ist wunderschön, hat Momente der Überraschung, des Schocks und des Lachens. Er ist, wie der Roman, verschachtelt, und erzählt sechs Geschichten, von der Vergangenheit bis in die weite Zukunft.

Ich würde nicht soweit gehen, den Film als esoterisches Geschwurbel ohne Sinn zu bezeichnen. Das Problem ist, der Sinn, der wohl irgendwo verborgen liegen muss, hat sich mir nicht erschlossen. Ich bin vielleicht nicht die hellste Birne, aber es langt allemal, einen 3 Stunden langen Film von Lana und Andy Wachowski und Tom Tykwer durchzusitzen und auf eine tiefergehende Aussage zu ergründen.

Ich kann mir vorstellen, die Filmemacher haben ein wenig am Sinn des Romans vorbeigearbeitet, sind an der Oberfläche kleben geblieben. Das hat Tom Tykwer schon bei seiner Verfilmung von Patrick Süskinds Das Parfum gemacht – ich habe beim Lesen des Romans die Dinge gerochen, die der Autor beschrieben hat. Der Film hat mir wunderschöne, weichgezeichnete Bilder geliefert, aber mehr war da nicht.

Ich mag die Wachowsiks sehr gern. Bound war ein hervorragender kleiner Film, Matrix sowieso (die Fortsetzungen, na gut, hüstel) und ihre Produktion des Alan Moore Comics V hat mir auch sehr zugesagt. Aber die Geschwister sind doch sehr an der Oberfläche der Dinge interessiert, an beeindruckenden Bildern, an einer durchgestylten Optik, in der jeder Blutspritzer einfach nur schön aussieht.

Der Wolkenatlas ist unverkennbar ein Werk dieser drei Filmemacher. Die Idee, die Schauspieler in jeder Episode zu besetzen ist genial, mutet in manchen Momenten äußerst merkwürdig an und ist genau das, was man von diesen Filmemachern erwartet. Aber eine Aussage, ein Sinn, eine tiefergehende Bedeutung, irgendetwas, das dieses wunderschöne Monumentalwerk zu einer exquisiten Besonderheit erhebt, sucht man vergeblich.

Als Zuseher werde ich kopfkratzend aus dem Kino entlassen, darüber rätselnd, was ich letztlich gesehen habe. Das ist in vielen Fällen genau das, was die Macher wollten. Aber beim Wolkenatlas beschleicht mich das Gefühl, dass es den Machern passiert ist, obwohl sie etwas ganz anderes erreichen wollten. Es wäre zu einfach, den Film als gescheitert abzutun, das würde ich gar nicht so sehen. Aber er ist ein wenig am Ziel vorbeigeschossen.

Im übrigen finde ich die Synchronisation nicht sonderlich gut. Aber das nur am Rande.

2 Kommentare:

  1. Also: Das sich der Sinn nicht erschlösse, dieses Argument kann ich nicht nachvollziehen...
    Im Gegenteil, wird doch die Sinnhaftigkeit des Individuums durch sein Verbundensein mit allem, dem was wahr war und dem danach durch Raum und Zeit und Türen, die am Ende und am Anfang stehen ohne Unterlass erschlossen - der Sinn des Seins, das Geborgensein des Einen in Allem ist ja gerade der permanente Inhalt des Gezeigten - dass 'sich da kein Sinn ergschließt', das kann ich mir kaum vorstellen...

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    1. Ok, also ganz ehrlich - das hab ich überhaupt nicht so gesehen. Für mich war das Ganze nur eine Aneinanderreihung von Episoden, die zwar miteinander verknüpft sind, aber der philosophisch-tiefgründige Unterbau, den du wahrgenommen hast, der hat sich mir nicht erschlossen. Für mich blieb es bei einem wunderschönen Bilderrausch ohne tiefergehende Sinnhaftigkeit, leider. Aber das liegt ziemlich sicher an mir.

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