Freitag, 24. August 2012

Wo wann wie schreiben

Michael Marcus Thurner -> [Website], hat in einem seiner Blogeinträge erwähnt, er findet Bahnfahren ideal zum Schreiben. Ich kann diese Erfahrung nur bedingt teilen. Grundsätzlich bevorzuge ich beim Schreiben eine stille Umgebung ohne Geräusche und Bewegungen, eine PC-Tastatur und auf jeden Fall Kopfhörer, aus denen mir Musik um die Ohren braust. Natürlich sind die Verhältnisse nicht immer die idealsten.

Zum Schreiben im Zug: Zum einen sind mir die Tastaturen von Laptops zu eng. Ich habe für die Reise zwar einen 17.3" Samsung Laptop, also ein großes, schweres - und hübsches - Ding, das ich sehr schätze, aber wenn ich die Möglichkeit habe, stecke ich daran eine ganz normale PC Tastatur sowie eine Maus an.
Von der Enge abgesehen ist auch die Anordnung diverser Funktionen auf dem Laptop nicht sehr praktisch, wenn man seit mehr als zwanzig Jahren beinahe ausschließlich am PC gearbeitet hat. Und das Touchpad ist mir grundsätzlich ein Gräuel.

Das zweite Problem für mich stellen die ÖBB dar. Erstens das ruckeln der Züge, vor allem auf der Westbahnstrecke. Das ruckt und zuckt, da treffe ich beim tippen ziemlich oft daneben. Zweitens haben die Großraumwagen des IC auf dieser Strecke keine Steckdosen für die Laptops! Der Akku meines Geräts ist ziemlich lädiert und segnet nach einer knappen Stunde das Zeitliche.
Bei einer Fahrt, die mehr als vier Stunden dauert, ist das natürlich bitter. Der Energiesparmodus ist zum Schreiben für die Augen indiskutabel und kommt nicht in Frage. So bin ich gezwungen, in einem Abteil zu sitzen und ich mag die Abteile nicht. Sie müffeln und sie sind mir zu intim. Der Großraumwagen ist einfach angenehmer.

Natürlich, ich könnte ja ausschließlich mit dem Railjet fahren, aber das ist von der Uhrzeit her nicht immer möglich, wenn man auf einen familiären Weitertransport angewiesen ist. Außerdem gilt es da, in Salzburg Stadt zwecks Weiterreise in einen Regionalzug zu wechseln und das ist ... eine wenig vergnügliche Fahrt von einer knappen Stunde Dauer. Sehr alte Garnituren ohne irgendwas.

Im Railjet nach Graz sieht die Sache schon anders aus. Steckdose vorhanden, nur Großraumwagen, und bei weitem nicht so ruckelig unterwegs. Da lässt es sich halbwegs arbeiten - von der penetranten Werbedurchsage bei jedem Halt mal abgesehen. 

Daheim arbeite ist für mich natürlich möglich - und ich tue das auch, selbstredend, aber es birgt gewisse Gefahren. Es gibt zu viele Möglichkeiten der Ablenkung. Internet, tausende Bücher, die Familie. Mein Kopf macht es mir nicht immer leicht, ungestört zu schreiben.

Zum Glück steht mir in Abständen eine Wohnung in Graz zu Verfügung, die an einzelnen Wochenenden unbewohnt bleibt und die ich in dieser Zeit nutzen kann. Hervorragend. Kein Internet, kein Fernseher (den haben wir daheim vor bald zwei Jahren abgeschafft und vermissen ihn so gut wie nie), kein Radio. Keine Bücher, die mich interessieren, keine DVD's, nichts.

Der Laptop, die Kopfhörer, eine stinknormale PC-Tastatur angesteckt und absolute Einsamkeit. Nur ich und meine merkwürdigen Gedanken. Das ist es, was für mich am Besten funktioniert. Ich bevorzuge Einsamkeit und Kopfhörer. Michael Marcus Thurner liebt das Bahnfahren. Jeder tickt anders.

Wie funktioniert das für euch?

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