Samstag, 13. Oktober 2012

Kleinhirn bei der Arbeit

Letzte Woche habe ich in Hörweite meiner Lektorin/Korrektorin auf ein Musikstück hin - es war die Titelmelodie von Crocodile Dundee, die Bemerkung fallen lassen, dass ich diesen Film eigentlich gerne mag. Worauf ihr ein trockenes "Das merkt man" entfahren ist. Sie ist nämlich gerade dabei, meinen Science Fiction Roman "Chaotika" durchzugehen, der noch im Oktober als eBook rauskommen wird.

Ich war ziemlich baff. Sie hat mir erklärt, dass es an der Geschichte liegt, vom Provinzler, der in die Großstadt kommt und dort in allerlei Schwierigkeiten gerät. Ich schwöre Stein und Bein, ich habe beim Schreiben keine einzige Sekunde lang an Crocodile Dundee gedacht. Es ist schon viel zu lange her, dass ich ihn gesehen habe, um ihn irgendwo im Hinterkopf präsent zu haben. Außerdem ist es eine SF Story mit viel Action und viel Sex ... spielt nicht auf der Erde ... und trotzdem hat sie darin Crocodile Dundee erkannt.

Ich habe eine Eröffnungsszene geschrieben, mit der ich auf die Grandezza eines meiner absoluten Lieblingsfilme Bezug nehmen wollte, auf einen der schönsten und besten Western aller Zeiten, Spiel mir das Lied vom Tod. Das Einfangen dieser Grandezza ist mir übrigens nicht gelungen, weil die Szene bei mir einen bizarr-komischen Drall genommen hat und wie wir alle wissen, wird grandiose Eleganz durch Komik ad absurdum geführt.

Es gibt auch einen zweiten Film, den ich genial finde (na gut, ich finde etliche Filme genial, aber zu meinem Roman passend gibt es eben einen ganz bestimmten zweiten Film) und dem ich meine Aufwartung machen wollte. Da ich zu jenen Autoren gehöre, die ihre Werke nicht strikt voraus konzipieren und planen - also ein "Freewriter" bin (der sich auch schon mal bei einem Fantasyroman derart ins Eck geschrieben hat - ich habe ein ganze Volk ausradiert, dass ich Dutzende Seiten später dringend gebraucht hätte, an diesem Dilemma ist dann das Werk gescheitert), sind meine Liebesbekundungen zu den Filmen schnell in was ganz eigenes ausgeartet, denke ich.

(Wie man an diesem und etlichen anderen Blogeinträgen unschwer erkennen kann, habe ich zwischendurch wirklich Ausrutscher, die vom Thema abgehen und ein wenig ziel- und planlos daherkommen)

Haha - aber um es absurd zu machen, soll noch kurz vor Weihnachten ein Auftragsroman erscheinen - und der ist von vorn bis hinten durchgeplant. Ein Fantasyroman mit historischen Wurzeln (und wenn ich endlich die verdammte Presseerklärung bekomme, kann ich dazu auch etwas mehr sagen.). Das Planen war sowohl mühsam wie auch eine seltsame Erleichterung. Aber darüber vielleicht ein anderes Mal mehr.

Wenn jedoch tatsächlich Crocodile Dundee einfach so auftauchen kann (hä, wie kommt der auf einen anderen Planeten?), dann ist vermutlich alles möglich und die Aussage, was ganz eigenes zu schaffen, ist nur mit Vorbehalt gültig. Ich bin ganz sicher nicht der einzige Schreiber, dem derartige Dinge passieren.

Sowas lässt ganz interessante Diskussionen zu, wann ein Autor originell ist und wann er, laut Lesermeinung, einfach nur etwas geschrieben hat, das schon andere vor ihm erdacht haben. Wenn das Unterbewußtsein ins Spiel kommt und man nicht durch eine zufällige Bemerkung erfährt, welchen Eindruck jemand anderes haben kann, dann kommen unter Umständen ganz überraschende Dinge zum Vorschein.

Assoziationen sind eine hundsgemeine Sache und bei jeder Kritik, die man an einem Buch übt, sei es als Rezensent, sei es als Leser, sollte man stets daran denken, dass jeder von uns die Farbe Grün anders wahrnimmt. Und bloß weil das Grün dich, dich und mich an a, b, c erinnert, muss es noch lange nicht sein, dass der Autor auch a, b oder c gemeint hat.
Er hat vielleicht x, y, z vor Augen.

Tja. So kann es gehen.

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