Montag, 9. September 2013

Elysium

Elysium ist eine intelligente Dystopie, eine Social Utopie. Regisseur Neil Blomkamp, der uns schon mit District 9 gezeigt hat, wie man intelligente, spannende Science-Fiction macht, die für jedermann zugänglich ist, zeigt in diesem Film eine Zukunft, die nicht so unwahrscheinlich ist und von der man getrost sagen kann, dass diejenigen, die heute die Macht in Händen halten, genau darauf hinarbeiten.

Ein Utopia der Reichen, das sich hermetisch gegen die unvorstellbaren Massen an Armen abriegelt – in diesem Fall gleich aussiedelt auf eine riesige Raumstation, die sich mit Waffengewalt alles vom Leib hält, was sie nicht gezielt akzeptiert. Der Reichtum schöpft sich aus der Ausbeutung jener, die im globalen Slum, zu dem die Erde geworden ist, ums Überleben kämpfen.

Blomkamp hat einfach nur konsequent weitergedacht und Elysium, die gewaltige Insel der Reichen, als Symbol in den Raum gestellt – die Raumstation ist vermutlich der einzige Aspekt, der aus heutiger Sicht nicht allzu wahrscheinlich erscheint. Der Rest hingegen mutet nur allzu vertraut an, die Hochhäuser, die wie mit Schimmelpilz befallen von auf die Fassaden und Dächer aufgebauten Wohnkäfigen und Erweiterungen überwuchert sind.

Die Städte, die zu gigantischen, von Robotpolizisten mit Gewalt ruhig gehaltenen Favelas verkommen sind. Nichts davon erscheint wirklich utopisch. Auch die Implantate, die Max verpasst kommt, das bizarre Exoseklett, das ihn auf den Beinen hält, all diese Dinge sind in ersten Ansätzen oder verschiedenen Stadien der Entwicklung bereits vorhanden. Von daher ist der ganze utopische Kram nichtmal so utopisch, wie es auf den ersten Blick scheint.

Elysium funktioniert auf mehreren Handlungsebenen, die ineinander verstrickt sind. Die Geschichten sind überraschend komplex, allerdings so, dass man ihnen auch folgen kann, ohne vor ein intellektuelles Rätsel gestellt zu werden – so ähnlich wie ein faszinierender Artikel im GEO Magazin.

Matt Damon, tja, Matt Damon fällt gar nicht auf als er selbst, er ist, wen er darstellt und das ist überaus angenehm. Sharlto Copley, der schon im District 9 gezeigt hat, dass er ein sehr guter Schauspieler ist, den erkennt man kaum unter seiner Maske – wer den Film im englischen Original sieht, wird ihn an Stimme und Dialekt erkennen. Ein großartiger Irrer. Jodie Foster ist brillant in ihrer eisigen Kälte, Distanziertheit und völligen Gleichgültigkeit Menschen gegenüber, die ihre Figur als minderwertig ansieht.

Über die Effekte des Films braucht man nicht viel reden – perfekt, absolut perfekt. Die Inszenierung ist temporeich, elegant und doch schlicht in der Kameraführung, die Ausstattung erstklassig. Die Actionszenen liefern genau das, was sie versprechen, Action. Mit einigen geradezu garstig ekeligen Effekten und phantastisch aussehenden Einstellungen.

Geradezu erschütternd angenehm ist das Fehlen von 3-D, als Zuseher vermisst man es keine Sekunde lang. Elysium braucht kein 3-D, um in den Bann zu ziehen und zu beeindrucken.

Elysium ist ein rundum befriedigender, starker Film, der es wert ist, ihn sich anzusehen. Science Fiction mit Subtext, unaufdringlich, clever, wunderschön gemacht und packend. Welch ein Vergnügen.

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