Montag, 8. April 2013

Autorennamen

Es gibt Dutzende Beispiele dafür, wie Autoren verschiedene Namen benutzen, um ihre Bücher voneinander abzugrenzen. Prominentester Befürworter ist der Meister der Self-Publishing, J.A. Konrath, der unter diesem Namen Thriller, unter Jack Kilborn Splatter und Horror und unter einem dritten Namen Science Fiction veröffentlicht.

Eine mildere Version des Namensspiels hat Iain Banks benutzt, der unter Iain M. Banks seine Thriller veröffentlicht hat. Der Klassiker des Namesspiels ist Stephen King mit seinem Richard Bachman. Wie gesagt, Dutzende Beispiele lassen sich innerhalb kürzester Zeit finden. Und das Spiel mit dem Autorennamen ist beileibe keine neue Sache, so hat schon Isaac Asimov seinerzeit die Lucky Starr Romane erstmalig als Paul French publiziert – und es geht noch viel weiter zurück.

Der Grund dafür ist ziemlich einleuchtend. Science Fiction Leser mögen nicht unbedingt Horror und umgekehrt. Leser für harte Erwachsenenbücher machen eventuell eine Bogen um All-Age Bücher u.ä. Beispiele. Ein Autor, der unter einem Namen erfolgreich ist, mag die Fans des einen Genres nicht irritieren und vielleicht sogar verlieren, wenn er einen Genrewechsel vollzieht und das unter dem gleichen Namen.

Ich frage mich, ob das mit dem Namenswechsel aber wirklich noch notwendig ist. So lassen sich Bücher verschiedener Genres sehr leicht durch die Covergestaltung unterscheiden. Was auch zu bedenken ist, in den ganzen Onlineläden, Datenbanken und auf den Websites ist ein einzelner Name durchaus hilfreicher, weil man mit einer größeren Auswahl an Titeln in Erscheinung tritt und wie jeder Autor weiß, je mehr Regalmeter, virtuell oder im Laden, umso besser deine Verkäufe, um so mehr fällst du auf. Es ist auch viel leichter, einen einzelnen Namen zu einem "Brand" zu machen als mehrere.

Ich habe bisher zwei, nein eigentlich drei Namen benutzt. Zum einen habe ich mit einem Lautspiel meines Namens angefangen und ursprünglich unter Alex De (da mein Nachname mit einem D beginnt, erschien mir ein lautmalerisches De naheliegend und kaum jemand spricht meinen Vornamen in voller Länge aus) publiziert. Warum? Weil mir mein Eigenname als Autorenname einfach nicht gefällt. Das ist alles. Alexander ist natürlich in Ordnung, aber Dolezal gab es schon einige Autoren (z.B. Science Fiction und Jugendbuchautor Erich Dolezal) und ich bin mit keinem davon verwandt. Also, weg mit dem Nachnamen.

Das Alex De ist für mich recht witzig gewesen, aber als Autorennamen ziemlich Scheiße, wenn man das in einem beliebigen Online-Shop eingibt. Da erscheinen Kolonnen von Werken, deren Autoren in der einen oder anderen Form diese Buchstabenkombination im Namen haben.

Meine Überlegung ging dann weiter, eben aufgrund der empfohlenen Genretrennung und so habe ich zwei andere Namen kreiert. Alexander Ater, dessen Nachname soviel wie Schwarz bedeutet, sollte der Horrorautor werden. John Aysa sollte die Science Fiction und Fantasy schreiben. Englisch klingendes Pseudonym deshalb, weil ich – derzeit noch nur als Gedankenspiel – sehr wohl an Übersetzungen denke.

Ich habe die beiden Namen jetzt einige Monate in Verwendung und meine Erkenntnis ist ein wenig anders als die von J.A. Konrath: Zwei Namen sind problematisch. Zum einen erscheint nur ein Teil der eigenen Werke, wenn man gezielt nach dem Namen sucht. Zum anderen taucht die Frage auf, welcher Name bekommt welches Werk. Das passiert, wenn man es mit dem Genre nicht so genau nimmt und immer wieder die Grenzen verlässt. Ist ein postapokalyptischer Splatterromane jetzt mehr Horror oder pure Science Fiction? Beide Namen als Autor – das habe ich gemacht, um die beiden zu verbinden – ist eigentlich Schwachsinn.

Für mich selbst bleibt die Erkenntnis, dass einer der Namen weg muss, weil diese Unterscheidung kontraproduktiv ist. Alexander Ater zieht sich somit in den Ruhestand zurück und übergibt seine Werke an John Aysa. Heißt, ich werde in den nächsten Wochen die Ater eBooks zurückziehen und unter neuem Namen neu rausbringen.

Für mich ist es immer wieder eine zum Teil irritierende Erkenntnis, wie viele Dinge man lernen muss, worauf man alles Rücksicht zu nehmen hat, wenn man das Schreiben ernsthaft betreiben will und wenn man sich hauptsächlich mit Self-Publishing beschäftigt.

Ist aber auch im Verlagswesen nicht anders. Ini Lorenz, Autorin der Wanderhure, ist ja auch ein Pseudonym, das des schreibenden Paares. Ihr letzter Roman wurde vom Verlag unter einem komplett anderen Namen veröffentlicht, was Ini Lorenz erst erfahren hat, als die Belegexemplare eingetroffen sind. Der Verlag will einfach einen neuen Star aufbauen (Zumindest so lautet die Geschichte, wie sie mir erzählt wurde).

Das ist, wenn in dieser Form korrekt, meiner Meinung nach eine überaus unsympathische Vorgehensweise, da ich als Autor eigentlich das Recht haben sollte, mir den Namen auszusuchen, unter dem meine Werke erscheinen. So gesehen ist das unabhängige Herumspielen schon befriedigender, auch wenn es für Irritationen sorgen kann und eine Menge Lernstoff bereithält.

Das ist natürlich nur ein Beispiel. Für andere Autoren mag es sehr wohl funktionieren, mit vielen Namen herumzuspielen, oder schlicht und einfach beim Eigennamen bleiben. Für mich hat der Eigenname nicht den richtigen Klang gehabt und es hat ein paar Versuche gebraucht, bis ich letztlich bei einem simplen, englisch klingenden Namen gelandet bin, der leicht zu merken ist und hoffentlich jede Menge Potential hat: John Aysa.

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