In seinem Audiokommentar zu BladeRunner – The Final Cut spricht Regisseur Ridley Scott gleich zu
Beginn davon, dass er diese Welt immer als eine gesehen hat, die von
drei Konzernen beherrscht wird. Ich habe daraufhin eine Weile
herumüberlegt, was dieses Dreigestirn aus heutiger Sicht wohl sein
könnte und bin zu folgendem Ergebnis gelangt: Nestlé, Amazon,
Google.
Ich bin zwar nicht der Hellste, was
wirtschaftliche- und generelle Zusammenhänge angeht, oder aber was
die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft betrifft, aber wen es
interessiert, der kann gern meine trivialen Gedanken dazu nachfolgen
und daraus machen, was immer ihm auch gefällt. Sprich, korrigieren,
verwerfen, bestätigen, neu aufstellen, wtf auch immer.
Es gibt zu allen Unternehmen eine
Vielzahl an Informationen im Internet zu finden. Es gibt etliche
Dokumentationen, in denen der Konzern ein Thema ist – Wie feed the
World, Bottled Water u.a. Es gibt Online sehr viel zu finden. Es gibt
Sach- und Fachliteratur, die informiert. Ein paar Links habe ich am
Ende des Artikels zur Übersicht zusammengestellt. Weiterführende
Informationen kann sich jeder selbst suchen.
Ich betreibe hier kein Konzernbashing
und liefere schon gar keine seriöse Abhandlung über die
skrupellosen Machenschaften von Konzernen – weit davon entfernt.
Für sowas bin ich gar nicht kompetent genug. Ich will einfach nur
ein paar Gedanken loswerden, die ein cleverer Science Fiction Film,
der auf einem cleveren Buch beruht, ausgelöst hat. That's all,
folks.
Nestlé:
Ein ursprünglich Schweizer
Unternehmen, ist der weltgrößte Lebensmittelkonzern. Nespresso,
Buitoni, Alete, Maggi, Smarties, After Eight, Kitkat, Original Wagner
Pizza, Schöller, Oreo, Nestea (Joint-Venture mit Coca Cola), Vittel,
Nescafé, und zahllose andere. Übrigens gibt es → hier
und → hier
sehr schöne Grafiken, die zeigen, was welchem Lebensmittelkonzern
gehört. Erstaunlich. Außerdem gehören 30% des L'Oreal Konzerns
Nestlé.
Weiß George Clooney eigentlich, dass
er Werbung für einen Konzern macht, der weltweit Quellen aufkauft,
das Wasser demineralisiert, mit eigene Mineralien versetzt und dieses
nach eigener Norm fabrizierte Einheitsgemisch global in die Läden
stellt, auch und vor allem in Ländern, in denen Wassermangel
herrscht? Nestlé ist weltweit führend, wenn es darum geht,
Trinkwasser zu kommerzialisieren. Nestlé unterhält in Kolumbien
mehr Bewaffnete zum Schutz seines Eigentums als die kolumbianische
Armee.
Unter all den Konzernkraken ist Nestlé
mit Vorsprung der größte, überaus skrupellos und darauf bedacht,
die eigene Vormachtstellung weiter auszubauen. Der Konzern verfügt
über rund 2000 Marken, mit denen er sich rund um den Globus in fast
jeden Haushalt gezwängt hat. Nestlé ist gekommen um zu bleiben und
zu herrschen.
Was meinen Haushalt angeht, so findet
sich da überraschenderweise kein Nestlé Produkt – bedingt durch
eine vor Jahren notwendigerweise durchgeführte Umstellung der
Ernährung. Man kann diesen Kraken also tatsächlich noch vermeiden. Irgendwann
vermutlich nicht mehr.
Amazon:
Der weltweit größte, aggressivste und
am geschicktesten agierende Internetladen, der wirklich jeden
Scheißdreck verkauft, den man sich wünschen kann. Amazon agiert
nicht mehr oder weniger skrupellos als andere Konzerne und ist
vielfältig tätig. Hardwarehersteller, Buchverlag, Film- und TV
Produktion, Cloudspeicher-Anbieter. Der Datensammler Alexa und die
IMDb, die Internet Movie Database befinden sich ebenfalls in Händen
Amazons.
Bei uns ist es gerade wieder einmal in,
auf Amazon einzudreschen betreffend Mitarbeiter, Arbeitsbedinungen
usw... → hier
gibt es eine sehr sachliche Behandlung dieses Themas, die
relativiert. Relativiert, nicht verteidigt. Der Konzern ist nicht
schlimmer als andere Unternehmen, er geht naturgemäß so weit, wie
es die Gesetze ermöglichen. Das heißt, das Problem ist woanders
beheimatet.
Amazon bindet über Kindle und die eigenen, geschlossenen, Dateiformate Millionen Leser und Käufer an
sich. Der Konzern bindet eine Menge Self-Publisher an sich, da er das
selbständige Verlegen von eBooks und Printbüchern über CreateSpace
enorm vereinfacht. Damit vergrößert er auch sein Angebot bedeutend
weiter als es andere Onlinhändler ermöglichen. Zwar agiert der
Konzern da auch recht scheinmoralisch, aber so lange eine saubere
Oberfläche präsentiert wird...
Amazon ist ein total an Kunden und
Gewinn orientiertes Unternehmen mit langfristigen Strategien, das
sich in zunehmehmend mehr Geschäftsbereiche ausbreitet. Nirgends ist
es so einfach einzukaufen und passende Empfehlungen zu bekommen. In
dieser Beziehung sind sie konkurrenzlos erfolgreich. Wie mit
Verlagen, Herstellern und Lieferanten umgesprungen wird – oft
herablassend, arrogant oder komplett ignorant, ist eine andere Sache.
Aber in Sachen Kundenbindung und Entgegenkommen sind sie kaum
schlagbar. Amazon geht ab 2014 dazu über, eigene, reale Läden zu
errichten und experimentiert mit Roboterdrohnen zwecks
Paketzustellung.
Amazon ist zum Synonym für Ich
bekomme alles was ich will ganz einfach und schnell.
Mit diesem Service für die eigene Faulheit wird der Konzern uns noch
lange Pakete bringen.
Ich benutze Amazon aus mehreren
Gründen. Es geht schnell. Es ist oft günstiger als im lokalen Laden
und ehrlich gesagt kann ich mir solche Aufpreise einfach nicht
leisten – das summiert sich und bei einem
durchschnittlich niedrigen Familieneinkommen muss man sorgfältig rechnen. Ich
benutze auch das Partnerprogramm von Amazon. Tja. Wie gesagt –
Amazon macht es extrem einfach, seine Dienste und Angebote zu nutzen.
Google:
Wissen: Google Suche.
Kommunikation: G-Mail. Social-Web: Google+.
Meinungsbildung: Blogger (blogspot). Entertainment: YouTube.
Cloud-Service: Google Drive und Google Docs.
Orientierung: Google Maps. Werbung: Google AdWords.
Orientierung: Google StreetView. Sitestatistiken: Google
Analytics. Bildverwaltung: Picasa. Browser: Chrome.
Betriebssystem: Android. Virtualität: Google Glass.
Kommunikation: Handys, Tabletts. Hersteller: Motorola.
Robotik: Boston Dynamics. Entertainment: Google Play.
Google ist mit seiner enormen
Bandbreite an Produkten für den modernen Alltag nicht mehr aus
unserem Leben wegzudenken. Wir sind durchleuchtet, werbetechnisch
erfasst, werden überwacht und analsysiert und mit personalisierter
Werbung umspült. Alles ist ineinander verzahnt und kostenlos –
nicht gratis. Wir bezahlen. Mit unserer Privatsphäre.
Die große Frage ist aber für mich,
was erwartet sich Google vom Erwerb von Boston Dynamics? Der
weltweit führende, vom US-Militär gesponsorte Entwickler in Sachen
Robotik in den Händen des privaten Unternehmens Google? Lässt
faszinierende Entwicklungen erwarten – und erschreckende
Möglichkeiten in den Sinn kommen. Boston Dynamics – Big Dog,
Cheetah, Atlas. Videos dazu finden sich in → diesem Artikel. Beeindruckend. Ein paar mehr davon auf der Site des Herstellers - Sandflea und RHex z.B.
Wird Google eines Tages Cyberdyne
Systems sein? Oder Weyland-Yutani? Oder Tyrell? Oder
Tochterfirmen mit diesen Namen haben? ;-)
Dabei ist das nichtmal die erste
Robotikfirma, die sie erworben haben. Google verfügt über einen
ganzen Schwarm solcher Unternehmen, darunter als populäres Beispiel
die Firma Bot & Dolly, deren Roboterkameras beim Film Gravity
eingesetzt wurden.
Womit sich der Kreis über die
Roboterkamers zu Blade Runner schließt. Ein Film über künstliche
Menschen und einen Konzern, der über die entsprechende Hard- und
Software verfügt, die Tyrell Cooperation.
Wären der Roman von
Philip K. Dick und die Verfilmung nicht schon 1968 und 1982
erschienen, könnte man Blade Runner als Film über eine von Google
dirigierte Welt interpretieren.
Dass die Androiden bei Dick das Nexus
6 Modell sind und Google eine ganze Palette von Nexus Geräten sein
eigen nennt, ist jetzt mehr witzig als sonstwas, Nexus ist ein doch
sehr weit gefächerter Begriff.
Auch Google ist in unserem Leben tief
verankert und los werden wir diesen Konzern auch nicht mehr so
schnell. Zu vielseitig sind die praktischen, kostenfreien und leicht
zugänglichen Produkte, mit denen sich der Konzern in Haushalten und
Unternehmen verankert hat.
Ich benutze, hat mich beim Zählen
gerade etwas erschreckt, 8 verschieden Servies von Google, mehr oder
weniger intensiv. Wahnsinn. Ich bewundere sie für ihre
Innovationskraft und Geschicklichkeit, ich stehe ihnen kritisch
gegenüber, was die Folgen ihres Tuns anbelangt. Aber entkommen? Das
geht nur sehr, sehr schwer.
Alle drei Konzerne werden sich immer
wieder verändern, neue Services schaffen, andere abschaffen, aber
sie werden bleiben, ihre Marktführerschaft weiter ausbauen und
unseren Alltag so weit dominieren, dass es kein Entkommen mehr geben
wird. Dann sind wir endgültig in der Welt des Blade Runner
angekommen. Was bleibt ist, all die Angebote mit kritischer Vorsicht
in Anspruch zu nehmen. Wie weit jemand annimmt oder ablehnt, ist
eine individuelle Sache, die man mit sich selbst ausmachen muss.
LINKS:
Nestlé – Unternehmen:
Nestlé – Marken:
Grafiken der Lebensmittelkonzerne:
Nestlé – Diverses:
Amazon – Unternehmen
Amazon – Arbeitsbedingungen
Amazon und die Moral
Google:
Google erwirbt Botson Dynamics:
http://www.theguardian.com/technology/2013/dec/17/google-boston-dynamics-robots-atlas-bigdog-cheetah
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