Die fantastische Welt von Oz ist, bei
all dem knallbunten Gewirbel, das der Setdesigner von Tim Burtons
Alice im Wunderland angerichtet hat, unverkennbar doch auch ein Sam Raimi Film.
Der
Mann, dem wir Evil Dead verdanken, setzt auch hier immer wieder die
rasende Kamera ein, rast vorwärts, bremst aber immer wieder abrupt
ab. So, als fiele ihm mitten im Rasen ein, dass er einen Film für
die Disney Studios dreht und sich deshalb beherrschen muss.
Oz ist ein überaus unterhaltsamer
Film, der es gar nicht so einfach macht, einige seiner Darsteller zu
erkennen. Rachel Weisz zum Beispiel, das braucht eine Weile, obwohl
sie eine tragende Rolle hat. Miniauftritte von Ted Raimi oder Bruce
Campbell zu erspähen ist so gut wie unmöglich – also zumindest in
der 3D Fassung des Films.
Das 3D wird von Raimi gekommt und
gewitzt eingesetzt und liefert einige sehr schöne Momente, ich bin
versucht zu sagen, dass es hier besser zur Geltung kommt als beim
Hobbit von Peter Jackson.
Raimi hat keine Scheu, Dinge auf das
Publikum loszujagen, macht das aber zugleich auf überraschende Form
und weniger simpel, als man erwarten würde. Das ist sehr effektiv und vergnüglich. Natürlich geht das 3D auch in die Tiefe der Szenen und auch hier haben die Macher ganze Arbeit geleistet. Alles in allem hervorragend verwendet und als natürlicher Bestandteil des Filmes akzeptabel. Sehr gut gelungen, finde ich.
Zu den deutschen Dialogen kann ich
nicht viel sagen, da ich den Film im Original gesehen habe. Die
Schauspieler sind bis auf eine sehr durchschnittliche Mila Kunis
durch die Bank glaubwürdig und spielen gut, vielleicht sogar zu gut,
wenn James Franco sein schmierig-verzweifeltes, zähnefletschendes
Lächeln zeigt. Das ist ein klein wenig ekelig.
Besonders die Titelmusik ist
unverkennbar Danny Elfman, der in weiterer Folge bombastische
Klangteppiche geschrieben hat, die diesen irrsinnigen Farbenrausch
untermalen. Wenn schon, denn schon, war hier wohl die Devise.
Die Effekte sind selbstredend
allererste Sahne und selbst die ständig herumwirbelnde Kamera von
Raimi schafft es nicht, Fehler in den computergenerierten Szenen zu
entblößen. Bewegungen, Haare, Massenszenen, Wasser, Nebel, Lebewesen, wunderbar. Wiederum, vielleicht lenkt das 3D davon genug ab,
vielleicht erfreut man sich als Zuschauer auch zu sehr an der Pracht,
dem Witz und der Eleganz des Films.
Die fantastische Welt von Oz ist ein
sehr schöner, sehr unterhaltsamer, entzückender »kleiner« Film
von Sam Raimi, der mehr als einmal durchschimmern lässt, dass in ihm
immer noch der Regisser der kleinen, dreckigen, bösartigen,
zynischen und gewitzten Filme steckt, die er früher gedreht hat.
Die Evil Dead Filme, Army of Darkness,
Ein ganz einfacher Plan, Darkman, The Quick and the Dead, The Gift,
allesamt Perlen von schrägem Humor, seltsamen Effekten und zum Teil
schwindelerregender Kameraführung. All das ist in Oz erkennbar und
hebt diesen Film beträchtlich über das übliche
Disney-Kitsch-Niveau hinaus.
Es war ein Vergnügen.
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